Sanfter übergang

er Übergangsphase von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien so wichtig ist.
Bei der Kühlung von Erdgas auf kryogene Temperaturen von minus 162 Grad Celsius (°C) wird es zu Flüssigerdgas (LNG). Dadurch schrumpft es auf ein 615tel des gasförmigen Volumens. Diese Menge lässt sich effizient in großen Tanks lagern und macht mit Spezialschiffen, sogenannten LNG-Tankern, einen Transport über weite Entfernungen möglich. Diese Spezialschiffe haben hochisolierte Tanks, in denen das LNG in der erforderlichen niedrigen Temperatur gehalten werden kann.
Bei dieser Art des Transports entfällt der Bau von teuren Pipeline-Infrastrukturen an Land oder unter Wasser. LNG lässt sich so von den Erzeugungsorten wie Australien, Katar und den USA in die Verbrauchsländer bringen, unter anderem nach China, Japan und Südkorea“, erklärt Richard Hepworth, der Vorstandsvorsitzende von Trelleborg Marine & Infrastructure. „Außerdem ist eine Lieferung von Energie an Orte möglich, die von Pipelines nicht erreicht werden, wie es bei kleinen oder abgelegenen Inseln der Fall ist, die dennoch eine Energiequelle benötigen.“
2021 betrug der Umfang des LNGMarktes 44,35 Milliarden US-Dollar. Bei einem erwarteten durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6,4 Prozent wird der Wert bis 2028 wohl auf 72,85 Milliarden US-Dollar ansteigen.
„Das ist allerdings nur eine grobe Schätzung“, sagt Hepworth. „Derzeit verzeichnen wir einen Boom und das Wachstum beschleunigt sich. Dahinter stehen die erhöhte Nachfrage durch sich rasch entwickelnde Länder in Asien sowie neue Einsatzmöglichkeiten für LNG, zum Beispiel als Treibstoff für Schiffe oder Lkw. Der größte Anteil am Wachstum rührt indes von jenen Ländern her, die durch eine Umstellung der Elektrizitätserzeugung von Kohle oder Öl auf Gas nachhaltiger werden wollen.“
Trelleborg bietet ein großes Sortiment an LNG-Anwendungen. Dazu gehören intelligente Liegeplätze und Fender sowie kryogene Schläuche, Dichtungen und Übertragungssysteme.
„Die Arbeit mit LNG ist sehr anspruchsvoll und unterliegt strengen Industrienormen, damit beim Hantieren mit LNG immer höchste Sicherheit gewährleistet wird“, erläutert Hepworth. „Die extrem niedrigen Temperaturen erfordern Dichtungen und Schläuche aus speziell entwickelten Polymerwerkstoffen. Und auch beim Anlegen und Festmachen der Tanker am Liegeplatz des LNG-Terminals steht die Sicherheit absolut im Fokus.“
Die Sicherheit habe daher bei allen Konstruktionen und Produktentwicklungen für den LNG-Sektor von Trelleborg stets höchste Priorität: „Die Produkte und Lösungen werden gründlich auf ihre Eignung geprüft — und zwar sowohl im Werk als auch nach der Installation vor Ort.“
Kritische Stimmen vertreten die Meinung, dass das zügige Wachstum und die Förderung von LNG als Brennstoff in einer Welt, die nachhaltiger werden und sich von fossilen Energiequellen abwenden will, in die falsche Richtung führt.
„Ja, LNG ist ein fossiler Brennstoff“, stimmt Hepworth zu, „doch wird es als wesentlicher Bestandteil der Energiewende betrachtet, bei der Öl und Kohle durch erneuerbare Energieformen ersetzt werden. Unter den konventionellen Brennstoffen ist LNG die sauberste Option. Solange die Infrastruktur für eine durchgängige Versorgung mit erneuerbarer Energie aus Wind, Sonne oder Wasser nicht möglich ist, stellt LNG einen guten Kompromiss zwischen dem Decken des Energiebedarfs und dem Ziel einer nachhaltigen Energieerzeugung dar.“
LNG emittiert wesentlich weniger Kohlendioxid (CO2), Schwefeldioxid (SO2) und Stickstoffdioxid (NO2) als Öl oder Kohle.
„Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen weder Ruß noch Staub oder Dämpfe“, sagt Hepworth. „Und die Kohlendioxidemissionen liegen um 30 Prozent unter denen von
Heizöl und 45 Prozent unter denen von Kohle. Die Emission von Stickstoffdioxid ist sogar um 90 Prozent niedriger als beim Verfeuern von Kohle und LNG gibt im Prinzip keinerlei Schwefeldioxid ab. Um das einzuordnen: Laut Shell ließen sich bei einer Umstellung von gerade einmal 20 Prozent der Kohlekraftwerke auf Gas potenziell Kohlendioxidemissionen von 680 Millionen Tonnen pro Jahr vermeiden.“
Die Senkung der Kohlendioxidemission als internationales Ziel wird viel diskutiert. Auf diese Weise könnte die globale Erwärmung eingedämmt werden, die anderenfalls verheerende Auswirkungen auf den Planeten haben könnte. Als Schadstoff weniger bekannt ist Stickstoffdioxid, das normalerweise eher mit Abgasen assoziiert wird. Doch sollte es sich in der Atmosphäre anreichern, kann es katastrophale Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Und Schwefeldioxid trägt zum sauren Regen bei und führt zu Dunst und Smog, wodurch Atemwegserkrankungen ausgelöst oder verschlimmert werden.
Ein anderer Faktor für die wichtige Rolle von LNG auf dem globalen Energiemarkt ist die Flexibilität bei der Versorgung. „LNG übernimmt geopolitisch eine große Funktion“, so Hepworth. „Energie ist ein dermaßen wichtiges Gut, dass feste Pipelines mit erpresserischer Absicht genutzt werden können — zum Beispiel durch eine Beschränkung der Durchleitung mit dem Ziel, Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Wenn sich hingegen LNG aus verschiedenen Quellen anliefern lässt, haben Länder eine bessere Kontrolle über ihre eigene Energieversorgung.“
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